Zweiter Bonner Nachhaltigkeitsbericht: Leitkategorie – Wirtschaftliche Effizienz
Das letzte Kapitel des Nachhaltigkeitsberichts ist der Leitkategorie wirtschaftliche Effizienz gewidmet. Es umfasst u. a. die Indikatoren Arbeits- und Ausbildungsmarkt, Existenzgründungen, städtische Verschuldung sowie Wirtschaften nach ökologischem Maßstab.
Ute Pientka und Valeria Limbach
Arbeits- und Ausbildungsmarkt
Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse pro 1.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte ist seit 2004 stetig steigend. Diesen Trend soll das schon im Kapitel Soziales angesprochene Projekt Übergangsmanagement verstärken. Dieses Projekt soll seit 2008 mit einem Maßnahmenpaket für bessere Berufsorientierung, insbesondere für Jugendliche mit schwachem Schulabschuss, sorgen. Die Zahl der Ausbildungsstellen pro 1.000 Bewerber ist ebenfalls kontinuierlich steigend. Hintergrund ist die gute Auftragslage und die damit verbundene steigende Ausbildungsbereitschaft von mittelständischen Unternehmen. Die Ausbildungsbereitschaft sollte jedoch keine so große Abhängigkeit von der Wirtschaftslage zeigen. Es ist absehbar, dass das Niveau der Schulbildung, welches von den Auszubildenden verlangt wird, immer weiter anzieht. Damit werden verstärkt Maßnahmen zur Verbesserung der Schulabschlüsse notwendig. Auch die Anzahl dualer Studienangebote wird sich erhöhen, was zu Lasten von Plätzen für geringqualifizierte Jugendliche gehen kann.
Aufgrund positiver Wirtschaftsentwicklung ist die Bonner Arbeitslosenquote seit 2006 von 14,2 Prozent auf 12,1 Prozent gesunken. Der zu erwartende Fachkräftemangel führt auch hier zu immer höheren Qualifikationsanforderungen an die Arbeitnehmer. Hier ist eine Weiterentwicklung des Arbeitskräftepotentials notwendig. Dies gilt auch für Jugendliche, die nach der Ausbildung in einen Beruf wechseln.
Es bleibt zu hoffen, dass die Anzahl der Ausbildungsstellen und –verhältnisse in Bonn weiterhin steigen und sich auch die Anzahl der Beschäftigungsverhältnisse ständig vergrößert.
Existenzgründungen
Die Zahl der Neugründungen in Bonn übersteigt die Anzahl der geschlossenen Betriebe in allen bisher erfassten Jahren (2002-2007). Nach einem Anstieg der Existenzgründungen bis zum Jahr 2004, durch die damaligen bundesweiten Förderungen für Existenzgründungen aus Arbeitslosigkeit, ist dieser Wert seit der Neuregulierung dieser Förderungen, bedingt durch die Hartz-IV-Reform 2005, sinkend. Die Bonner Wirtschaftsförderung hilft mit soliden Informationen im Vorfeld der Existenzgründung. Insbesondere die noch unterdurchschnittlich vertretenen Frauen sollen unterstützt werden. Keine Auskunft erteilt der Bericht, ob die Existenzgründungen aus Arbeitslosigkeit zu einer dauerhaften Verbesserung der Lebenssituation für den jeweiligen Gründer geführt hat.
Existenzgründungen, die zu dauerhaften Unternehmen werden, wären auch wichtig für die Stabilität der Situation am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.
Städtische Verschuldung
Der Schuldenstand von knapp unter € 3.000 je Einwohner ist in Bonn sehr hoch und eine Verbesserung ist nicht in Sicht; auch wenn in 2006 und 2007 keine Neuverschuldung dazugekommen ist. Geplant ist aber, den Konsolidierungsprozess fortzusetzen.
Damit ist eine finanzielle Unterstützung von Seiten der Stadt für kostenintensive Projekte für die nachhaltige Entwicklung Bonns in absehbarer Zeit unwahrscheinlich.
Ökologie und Wirtschaft
Für eine UN-Stadt ist der geringe Wert an EMAS-zertifizierten Unternehmen sehr zu bedauern (Eco Management and Audit Scheme, auch bekannt als EU-Öko-Audit oder Öko-Audit). Es bleibt zu hoffen, dass die im Projekt Ökoprofit beteiligten Unternehmen ihre Motivation auch in eine EMAS-Zertifizierung umsetzen, als Vorbild für die große Mehrheit der Bonner Unternehmen.
Mit gleichbleibend knapp ein Prozent liegt der Anteil an den ökologisch bewirtschafteten Flächen in Bonn weit unter dem Bundesdurchschnitt. Wie unter der Leitkategorie Umweltqualität und Ressourceneffizienz schon dargestellt, ist die konkurrierende Nutzung auf dem Bonner Stadtgebiet sehr ausgeprägt. Daher ist mit der Freilassung von Flächen kaum zu rechnen. Umso mehr sind die bestehenden Freiflächen zu schützen.
Fazit
Betrachtet man den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt scheint die wirtschaftliche Effizienz in Bonn auf dem richtigen Weg zu sein. Übersehen darf man dabei allerdings nicht die Abhängigkeiten von der Wirtschaftslage und die Qualifizierungsanstrengungen bei Auszubildenden und Arbeitnehmern. Doch auch die Unternehmen müssen Ihre Verbesserungsbereitschaft durch eine verstärkte EMAS-Zertifizierung zeigen.
Die Quadratur des Kreises wird jedoch durch die Lage der kommunalen Finanzen bewirkt. Schulden abbauen und nachhaltig fördern sind die Aufgaben, denen sich die Kommune dennoch stellen müssen.